GABRIEL

Gabriel & Schindele „Der größte Zauberer würde der sein, der sich zugleich so bezaubern könnte, dass ihm seine Zaubereien wie fremde, selbstmächtige Erscheinungen vorkämen. Könnte das nicht mit uns der Fall sein?“

Gabriel & Schindele Der größte Zauberer (Marianische Antiphonen IIIb)

GABRIEL ist eine Erzählung und ein Kosmos des Performance-Künstlers Edwin W. Moes und des Kunsthistorikers JMH Schindele. Seit 2019 firmieren sie als Künstlerduo Gabriel & Schindele. Die Hauptfigur der Erzählung heißt Gabriel und wird von Moes verkörpert.

GABRIELS Weg

Gabriel & Schindele Karte 15.9.2015 − 7.8.2019

WEG
15. September 2015 – Ende August 2016

„Der größte Zauberer würde der sein, der sich zugleich so bezaubern könnte,
dass ihm seine Zaubereien wie fremde, selbstmächtige Erscheinungen vorkämen.
Könnte das nicht mit uns der Fall sein?“

Friedrich von Hardenberg (Novalis)

 

Eterno Retorno
Die drei Pforten

3. Januar 2016
Spanien – Santiago de Compostela – Plaza de la
Platerias, Plaza de Quintana, Plaza del Obradoiro

Kamera: ???????????

 

Sprachaufzeichnung: Eterno Retorno
5. Februar 2017, Oujda, Marokko

Am 15. September 2015 begann Gabriels Pilgerschaft in der Egelshoek 12 (Hilversum) in den Niederlanden. Sie dauert bis zum heutigen Tag an. Diese Wallfahrt trägt als Kunstwerk den Titel WEG.

Gabriel durchquerte gerade auf dem Jakobsweg Frankreich, als am 13. November die Terroranschläge von Paris stattfanden. Er erlebte, wie die Plätze der Dörfer und Städte des Landes in ein Meer aus Trauer, Lichtern und Ängsten getaucht wurden. Dann, nach 110 Tagen Laufzeit, erreichte der Pilger Santiago de Compostela in Spanien.

Mit dem Gedanken, die 89 Opfer des Konzerts im Bataclan zu würdigen, drang Gabriel in die Kunstakademie im nahe gelegenen Pontevedra ein. Er suchte Mitstreiter*innen für eine Performance, in der jeweils eine Person für einen oder eine der Toten stehen sollte.

Dort begegnete er der Studentin und Photographin Laura Fociños Mantecón. Sie begleitete in den darauffolgenden Monaten die Arbeit Gabriels in der Region.

Während dieser Zeit in Galizien fanden im spanischen Sozialsystem tiefgehende Einschnitte statt. Breite Teile der Bevölkerung gingen gegen diese auf die Straße. Gabriel schloss sich der Protestbewegung an und stellte sich und seinen Körper als Aktivist zur Verfügung.

Zwischen März und August 2016 entstanden etwa 20 Aktionen in Zusammenarbeit mit der Photographin Laura Fociños Mantecón.

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Dear Father II
Und dein nicht zu achten

17. März 2016
Spanien - Pontevedra - Plaza de la Peregrina

In einer zweistündigen Improvisation innerhalb eines mit schwarzem Panzertape 'abgezeichneten' Urraums führt GABRIEL einen showdown auf. In diesem Fall eine Konfrontation zwischen ihm und seinem Vater; erzählt durch repetitive Bewegungsabläufe und seine Stimme.

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Manifestación

12. Mai 2016
Spanien - Vigo - Großdemonstration
Plaza de España und umliegende Straßen

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UNICORN
Von der Verkündung zur Verkörperung

30. Mai 2016
Spanien - Pontevedra - Plaza de la Herrería

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UNICORN III
Proletarian Abetment

1. Juni 2016
Spanien - Vigo - Großdemonstration - Krankenhausgelände
Hospital do Meixoeiro

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UNICORN V
Eucalypto

4. Juni 2016
Spanien - Pontevedra - Großdemonstration
Avenida de Avelino Montero Ríos

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Glastagebücher
Die Reinigung des Hauses hinter dem Licht

12. Juni 2016
Spanien - Pontevedra - Plaza de la Leña

Nacht, ein Kammerspiel. 4 schwarze Bücher, 4 Ecksteine, 4 Wörter und ein Mensch innerhalb des Urraums. GABRIEL wiederholt in vier sich gleichenden Akten einen Bewegungsablauf: das Vorlesen, das Verbrennen, das Schneiden und den transzendentalen Tanz.

(Es gibt ein Buch Vater, ein Buch Mutter, ein Buch Edwin, ein Buch GABRIEL).

WEG
August 2016 bis Winter 2018

 

Ende August 2016 brach Gabriel erneut auf. Das Ziel waren die beiden anderen zentralen Pilgerorte der Christenheit, Jerusalem und Rom. In diese Zeit datiert auch der Beginn der Zusammenarbeit zwischen ihm und Julian M. H. Schindele.

Gabriel wollte Jerusalem über den Norden Afrikas erreichen; dieser Plan scheiterte an der marokkanisch-algerischen Grenze und durch die darauffolgende Ausweisung.

Bewegt und identifiziert mit dem Schicksal der alles riskierenden Geflüchteten, entstand 2017 die Performance-Reihe to die for und 2018 der Zyklus rise.

Sprachaufzeichnung: Auf einem Weg der plötzlich aufhören wird
29. Dezember 2016

Sprachzeichnung: Das Schwarze Land das mich zur Wüste führte
29. Dezember 2016

to die for II

17. Juni 2017
Carboneras – Playa de Carboneras
Kamera: anonyme Jugendliche

rise III
EMPATÍA

1. April 2018
Spanien – Madrid – Glorieta de Embajadores
in Zusammenarbeit mit Ze Carrion
Kamera: Salomé Caballero

WEG
Winter 2018 bis August 2019

 

DIE MARIANISCHEN ANTIPHONEN

 

 

 

„Hoch oben am Hang der Cova da Iria spielte ich mit Jacinta und Francisco.
Plötzlich sahen wir etwas wie einen Blitz. ,Wir sollten besser heimgehen‘, sagte ich zu meinen Cousins,
,das war ein Blitz; es wird vermutlich ein Gewitter geben!‘“

Lúciá dos Santos war eines der drei Hirtenkinder und eine portugiesische Nonne.

 

 

Gabriel verbrachte den Winter 2018/2019 in Fisterra in Galizien. Dort träumte er von Maria und vernahm den inneren Ruf, sich zu dem Marienwallfahrtsort Fátima in Portugal zu begeben.

Station machte er in der alten Universitätsstadt Coimbra, etwa 100 km nördlich von Fátima. Eine schicksalhafte Begegnung führte ihn mit der Theatergruppe CITAC und der Photographin Mafalda Prata zusammen. Als sie von seiner Mission hörte, bot sie an, sich dieser zur Verfügung zu stellen. So entstand Anfang Juli 2019 der Prolog des Performance-Zyklus Marianische Antiphonen.

Im August selben Jahres suchte der Photograph Stefan Hähnel Gabriel auf. Hähnel erlebte mit ihm und seinen vier schwarzen Hunden den Alltag auf den Straßen, in den Dörfern und der Wildnis um Fátima. Hier, an einer Steineiche, soll im Sommer 1917 die Jungfrau Maria drei Hirtenkindern mehrfach erschienen sein.

So entstanden um und in Fátima die Marianischen Antiphonen I – III; in diesen begibt sich Gabriel auf die Suche nach der weiblichen Gottheit des Christentums und begegnet der Verkörperung eines Prinzips und der Nachfahrin der antiken Muttergottheiten.

 

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Mafalda Prata (Marianische Antiphonen Prolog)
Stefan Hähnel (Marianische Antiphonen I − III)

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Schreibakt
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Marianische Antiphonen
Prolog

3. Juli 2019
Portugal – Coimbra – Círculo de Iniciação Teatral da Academia de Coimbra (CITAC), Edifício da AAC

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Marianische Antiphonen I
Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir

5. August 2019
Portugal – Tomar – Convento de Cristo

Zur Ausstellung M.A. I

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Marianische Antiphonen II
Zwischenland

6. August 2019
Portugal – Zwischenland – von Tomar nach Fátima

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Marianische Antiphonen III
Die Hirtenkinder von Portugal

7. August 2019
Portugal – Aljustrel

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Marianische Antiphonen III
Cova da Iria

7. August 2019
Portugal – Fátima – Cova da Iria

Zum Ablauf der Marianischen Antiphonen

Im Prolog der Marianischen Antiphonen findet sich Gabriel in der Wüste wieder. Er gibt seine letzten Kräfte, ein Bäumchen zu retten. Über diesen Akt stirbt er, begräbt sich selbst und durchquert ein Zwischenreich, in dem ihm Maria erscheint. Sie geleitet ihn auf die andere Seite, wo er einen Spiegel vorfindet und den entwurzelten Baum zurück in die Erde pflanzt.

Die Marianischen Antiphonen I finden in der Templerburg Convento de Cristo in Tomar statt. Bevor er das Innere der Anlage betritt, kommt es zu einer rituellen Reinigung in mehreren Akten. Im Inneren der Festung enthüllt er die Babykatze NEO, neugeborenes Leben, das er einige Tage zuvor auf dem Müll gefunden hat und das den Kommenden Gott verkörpert.

Es folgt der Rauswurf durch einen Repräsentanten der Institution und die Rückkehr zum Ort des Reinigungsrituals. Dort verfasst Gabriel vier Briefe an Maria und die Hirtenkinder. Mit diesen verlässt er Tomar und durchquert in den Marianischen Antiphonen II das Zwischenland und die Ödnis zwischen Tomar und Fátima.

Im ersten Teil der Marianischen Antiphonen III besucht Gabriel Aljustrel, das Geburtsdorf der Hirtenkinder. Dort sammelt er Blumen und Beeren, die er als Gabe, Geschenke und Gruß nach Fátima trägt. Im zweiten Teil betritt Gabriel das Hauptheiligtum in der Cova da Iria. Hier konfrontiert Gabriel die Institution Kirche, repräsentiert durch vier steinerne bzw. bronzene Päpste mit NEO, dem Neugeborenen.

Nach einer erneuten Waschung gelangt er, NEO schützend auf den Armen, zum Ort, an dem einst die Steineiche stand und Maria den Kindern erschien. Hier übergibt er seine Geschenke und die vier Briefe.

WEG
August 2019 bis Ende 2021

 

Am 29. Oktober 2019 erreichte Gabriel eine Todesnachricht aus dem engsten Familienkreis. Diese riss ihn aus allen damals bestehenden Bezügen. Er entschied sich, seine vierköpfige

Hundefamilie zur Adoption freizugeben, zurückzukehren und seiner Menschenfamilie beizustehen.

„Meine Pilgerschaft hat dieser Tage die Form des Kinderhütens angenommen“, schreibt er. „Der Zufall des Todes brachte mich wieder an meinen Ausgangspunkt in die Niederlande. Während meiner Aufgabe hier bereite ich den WEG nach Rom vor.“

Am 13. Juni 2020 eröffnete die erste Ausstellung von Edwin William Moes und Julian M. H. Schindele im Bublitz Thesaurós in Berlin mit dem Titel „Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir“. Zum ersten und möglicherweise zum letzten Mal besuchte Gabriel eine seiner Ausstellungen. So heißt diese Performance Der Besuch.

Zur Ausstellung Marianische Antiphonen I

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Der Besuch

16. Juni 2020
Deutschland – Berlin – Bublitz Thesaurós, Uhlandstraße 147
Photograph: Stefan Hähnel

WEG
Anfang 2022 bis heute

Im Mittelpunkt der Ausstellung Marianische Antiphonen I – III, die am 7. April 2022 eröffnete, steht ein Performancezyklus, der vom 5. August bis 7. August 2019 in und um den Marienwallfahrtsort Fátima in Portugal stattfand. Dieser wurde von dem Photographen Stefan Hähnel festgehalten. Die Photographien der Handlung, die wie alle Performances Gabriels ohne Ankündigung im öffentlichen Raum stattfand, werden in der Ausstellung mit poetischen Texten, Fragmenten und konzeptuellen Arbeiten kombiniert und präsentiert.

Gabriel & Schindele versteht einen Ort wie Fátima als bereits konzeptuell aufgeladenen Möglichkeitsraum. „Narrative des Ortes werden durch eine rituelle Performance mobilisiert und in Ritualen wird etwas Vergangenes belebt und für die Gegenwart gewonnen.“ In ihrem Werk verschränken sie so unterschiedliche Zeitebenen, Biographik, Geschichte und Fiktionen, genauso wie christliche, griechische und andere mythologische Zeichenwelten.

Zur Ausstellung Marianische Antiphonen I – III

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Die stille Runde

8. April 2022
Deutschland – Berlin – Bayerischer Platz und umliegende Straßen

Photograph: Stefan Hähnel

Die stille Runde
8. April 2022
Deutschland – Berlin – Bayerischer Platz und umliegende Straßen
Kamera: Philipp Wenning

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M υ θ ο π ο ί η σ η V

GABRIEL
Marianische Antiphonen I – III

Kultur Termin mit der Kuratorin Eleonora Frolov
7. Mai 2022

Foto by ArtInsights

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SCHREINE (Asklepios und Hygieia)
Photograph: Stefan Hähnel

DIE NIEDERLÄNDISCHE RUNDE

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Die Niederländische Runde

13. – 18. Juni 2022
Von Laren nach Rotterdam
Photograph: Stefan Hähnel

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